All About Clubhouse

Clubhouse- Plattformstrategie
Deshalb 
müssen Android & Co. draußen bleiben

Bild von Stefan Herber Stefan Herber 4. Februar 2021 10 Minuten Lesedauer
Ein Holzschachbrett. Der weiße König liegt auf dem Brett.

Apple-Jünger feiern, Android-User gucken doof in die Röhre. Warum lässt Clubhouse sie nicht rein?

Bei dem großen App-Hype um Clubhouse von einem intimen Kreis zu sprechen ist paradox: Die App verbreitete sich in den letzten Wochen so rasant, dass man längst von einer Großstadt voller Klubhäuser sprechen müsste. Und dennoch: So wie jeder Club, der etwas auf sich hält, ist Clubhouse ein Stückweit exklusiv – Mitmachen geht aktuell nur per Einladung. Und so gar nicht cool: Android-, Windows-User*innen & Co. müssen draußen bleiben, sorry!  

Aber warum!? Ganz ehrlich: Wir „wissen“ es nicht aus erster Hand. Wir haben aber jahrelange Erfahrung in der App-Entwicklung, stecken selbst knietief in Clubhouse und auch Plattformstrategien sind eines unserer Steckenpferde. Dieser Plattformstrategie möchten wir auf die Spur gehen, ganz bewusst nur an der Oberfläche kratzen und ein wenig spekulieren, denn eine solche Strategie ist niemals willkürlich, sondern wohl überlegt und ein wichtiger Teil der Vermarktungsstrategie. 

In diesem Sinne: „Mic on“ für Fakten, Thesen und Impulse … 

Clubhouse steckt in den Kinderschuhen

Starten wir mit dem banalsten Grund: Irgendwo muss man ja anfangen – und hier fiel die Wahl auf iOS. Anders als das Berliner Berghain entschieden sich die Clubhouse-Macher für eine nachvollziehbare Trennung bei der Einlasskontrolle, wovon einige Gründe auf den ersten Blick primitiv scheinen: Clubhouse ist neu, man tastet sich an seine Zielgruppe heran, das Budget ist überschaubar und die Zahl der Entwickler und Kollegen begrenzt. Das dürfte im Kern zunächst für jedes Startup und jede App auf dieser Welt gelten. Somit noch zu einfach gedacht. Graben wir also tiefer … 

#America first

Seinen Ursprung hat Clubhouse, wie sollte es anders sein, im kalifornischen Silicon Valley – Heimat von Tech-Giganten und visionären Startups. Und letztere werden, so Idee und das Produkt stimmt, anfangs gerne von hoffnungsvollen US-Investor*innen umgarnt. Diese haben im ersten Schritt für gewöhnlich ein Interesse am amerikanischen Markt – nicht zuletzt auch wegen einer wirtschaftlichen Vorsicht. In diesem Dunstkreis ist es naheliegend, dass bei der Plattformstrategie zunächst auf das führende Mobile-Betriebssystem des Landes gesetzt wird: iOS. 

Klingt komisch, is aber so: Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Marktanteil von Android mit 70,3 % den von iOS mit 29,05 % geradezu überrollt, sieht das in den USA anders aus: Vergangenen September lag laut einer Studie von Statista iOS in den USA mit 59,72 % gegenüber Android (40,09 %) klar in Führung – ein Plus von 19,63 % und damit ein gutes Argument zugunsten des iPhone. 

Achtung, die Zielgruppe!

Angebot und Nachfrage also? Jein: Zielgruppe heißt Zielgruppe weil gezielt auf eine Gruppe gezielt wird – 5 Euro ins Phrasenschwein. Im Falle des Produkts Clubhouse ist das spannend: Anders als, sagen wir bewusst plakativ Tinder, werden mit Clubhouse nicht einfach Singles (oder solche, die es bleiben wollen) angesprochen, sondern viele verschiedene Gruppen: Von Lokalpolitikern bis zu IT-Entwicklern, von Bücherwürmern bis zu Marketers, von Hobby-Gärtnern bis zu Tech-Spezialist*innen ist alles dabei. Gerade das, was an Clubhouse begeistert, nämlich die Vielfalt an Bühnen und Gleichgesinnten, dürfte eine große Herausforderung in der Zielgruppenstrategie sein.  

Aktuell dient Clubhouse nur „Privatpersonen“, oder anders gesagt: Unternehmensprofile auf Clubhouse sind nicht möglich. Perspektivisch ist das aber denkbar. Schon jetzt tummeln sich Entscheidungsträger*innen und Meinungsmacher*innen auf der Plattform (Hallo, Holger! 😊). Damit besteht die Zielgruppe nicht nur aus B2C, sondern indirekt schon jetzt auch irgendwie aus B2B. Klar, dass hier also auf die Mehrheit gezielt werden sollte. Wir erinnern uns: 59,72 %. 

Android ist nicht gleich Android

Eine bunte Vielfalt herrscht nicht bloß unter den Nutzer*innen, sondern auch bei der Wahl des Betriebssystems. Hierbei geht es nicht nur um iOS versus Android: Android selbst unterteilt sich mit Samsung, Huawei, Google & Co. noch einmal in Endgeräte unterschiedlicher Anforderungen und Komplexitätsgrade. 

Heißt im Klartext, dass neben iOS nicht einfach eine zusätzliche Android-Version aus dem Ärmel geschüttelt werden muss, sondern strenggenommen „mehre Android-Apps“, die allesamt die Eigenheiten der jeweiligen Endgeräte berücksichtigen und sich dabei in Funktionalität, UX, Look & Feel und mehr gleichen. Nicht zu vergessen, so banal es klingt, die verschiedenen Bildschirmgrößen und – besonders im Falle von Clubhouse – die unterschiedliche Audiotechnik der Endgeräte. 

Um all das zu erreichen, fällt die Wahl idealerweise auf die Programmierung einer Native-App. Soll diese nun aber zeitgleich auf iOS, Android und Konsorten starten, wären nicht nur der Aufwand, die Manpower und damit die Kosten massiv, sondern auch der interne Entwicklungs-Workflow. Man denke nur an den Abstimmungsaufwand der einzelnen Entwicklungsbereiche. Ergo: Mal langsam mit den jungen Pferden! 

Warum nativ und doch exklusiv?

Nun könnte man sagen, dass niemand Clubhouse dazu gezwungen hat, eine native App zu bauen. Entwicklungs- wie auch Wartungsaufwand (einmal entwickelt heißt eben nicht für immer fertig) sind bekanntermaßen höher als bei Web-Apps oder Hybriden. Wie aber schon erwähnt, ist eine individuelle, plattformspezifische Programmierung in diesem Maße nur durch eine Native-App zu erreichen und das kommt zum Beispiel der Performance entgegen. Diese muss bei Clubhouse passen: Allein die vielen Teilnehmer einer Diskussion wollen sauber und ohne Stottern gewuppt werden.  

Doch wenn mit der Wahl einer Native-App alle Voraussetzungen stimmen, um sie auch Android- und Windows-Nutzer*innen anzubieten, sie aber aufgrund des Aufwands und der Kosten nicht ausgeschöpft wird, warum dann überhaupt native? Nur wegen der Performance und weiteren „kleinen Vorteilen“? 

Clubhouse: bald für Android?

Die Wahl zur Native-App spricht dafür, dass Clubhouse perspektivisch über iOS hinauswachsen kann, möchte und vermutlich wird – sofern der kometenhafte Aufstieg weiter geht. Der technische Grundstein ist gelegt und auch die Vermarktungsstrategie geht auf: Die Idee hinter der App funktioniert, sie weckt Begehren. Tech-Blätter und Nachrichtenseiten schreiben sich die Finger wund, Investoren werden gelockt und sogar CAMAO launcht im Schnelltempo ein großes 1x1 zur Clubhouse App – es muss also etwas dran sein an dem Hype, der spätestens mit der Verschmelzung von Android, Windows & Co. nicht mehr nur ein Hype sein wird. Wir sind gespannt! 

Bild von Stefan Herber
Autor: Stefan Herber

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